Making of My biggest Dungeon

Mein (bislang) größter Dungeon hat mich 10 Nachmittage, Styrodur und Leim gekostet. Für Interessierte oder ähnlichartige Bauvorhaben hier nun mein Tutorial dazu 🙂

Die Idee für diese modulare Dungeonwand-Bauweise hat mehrere Entwicklungsschritte hinter sich:
Erstmalig hatte ich diese Bauweise aus H-förmigen Segmenten bei meinem modularen Bunker verwendet. Schon damals dachte ich, dass man das auch gut mit Dungeonwänden bewerkstelligen könnte, doch da ich zu dieser Zeit auch an wandlosen Dungeonbodenplatten werkelte, verwarf ich die Idee wieder.

Kurz darauf erschien das Dungeon-Set von Urban Matz und ich dachte: „Jip, das wäre der Plan gewesen. Sieht echt gut aus“.

Lange Rede, kurzer Sinn – nachdem mir ein Kumpel neulich ein paar massive Styrodurbaustellenreste mitgebracht hatte und ich das Zeug nun irgendwie verkleinern musste, entschied ich mich vorletzten Freitag dazu, das Projekt H-Dungeon doch noch anzugehen.
Hier nun also der Bericht dazu.

1. Der Prototyp

Zunächst gab es einen Prototypen:

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Naja – zumindest wurde das erste Wandsegment von mir zum „Prototypen“ erklärt, nachdem ich feststellte, dass da noch erheblicher Verbesserungsbedarf besteht. Eckpfeiler und Zwischenwände sollten in jeder Reihe schon durchgehend gleichhohe Steine haben.

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Nach etwas rumgeskizze und -gerechne hatte ich sogar einen richtigen Plan fertig, jetzt würde ich nur jede Menge Steine in drei verschiedenen Dicken (6mm, 7mm und 8mm) brauchen.

Also wurde der Heißdrahtschneider vorgeglüht.

2. Steinschneider

Ich weiss nicht, wie oft ich in dieser einen Woche den Heißdrahtschneider angeschmissen habe – zu oft auf jeden Fall. Wenigstens ist mir der Draht bei dem ganzen Projekt nur einmal gerissen.

Los ging es jedesmal mit ein paar flachen Platten in 6, 7 oder 8mm Stärke.
Daraus würden die Wandsteine entstehen.

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Die Eckpfeiler bekamen eine Grundfläche von 2,5cm x 2,5cm.

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Vor der nun folgenden Schneideorgie kam noch ein anderer wichtiger Schritt: Texturieren.
Alle Styrodurschnitte von mir mit Alufolie für eine steinartige Oberfläche eingedrückt.

Das hätte ich natürlich auch im Nachhinein – nach dem Klebevorgang – machen können, doch vom Prototypen her wusste ich, dass das a.) nicht so die stabile Angelegenheit ist, b.) die Druckstellen so leider steinübergreifend sein würden (die sollen ja nicht wie ein großer Felsen mit „eingemeißelten“ Ritzen aussehen) und c.) ich sicher hier und da was übersehen würde.

Also wurde vorher den Steinen Textur verpasst – und zwar nach für nach an allen Seiten, schließlich wollte ich später beim Verkleben nicht jedesmal nach der richtigen Oberfläche suchen.

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Erst anschließend kam der Heißdrahtschneider zum Einsatz.

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Waren ein paar Steinstreifen fertig, wurden deren Schnittseiten erstmal wieder mit der Alufolie bearbeitet. Je größer die zu texturierende Fläche, desto praktischer.
Nervig war das, schlicht und einfach von der Masse her.

Hinweis:
Ich empfehle Nachahmern daher, immer zwischen Schneiden und Kleben (siehe den nächsten Schritt) ab und an zu wechseln – ist besser für die Motivation (und wer will schon eimerweise die Steine sammeln).

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Nachdem die frischen Schnittkanten ebenfalls optisch versteinert waren, ging es in die nächste Schnittrunde…

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…und im Anschluß wurde wieder texturiert.

Klar, ich hätte damit natürlich auch bis zum Ende warten können, doch dann hätte ich jeden fummeligen Stein einzeln – Seite für Seite – texturieren müssen.
Neeeee.

Gleiches galt übrigens auch für die Eckpfeiler:
Nach dem Texturieren wurden die Blöcke in quadratische Scheiben von 6, 7 bzw. 8mm geschnitten, bis jeweils ein großer Plastikbecher voll damit war.

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Zurück zu den Wandstücken zwischen den Eckpfeilern.
Wie schon bei meinem Friedhofsprojekt (das ich immer noch nicht vorgestellt habe, wie ich gerade mal wieder feststelle) wählte ich keine rechteckige Ziegelform für meine Steine, sondern verpasste ihnen ein quadratische Grundfläche von 1,5cm Kantenlänge:
So lassen sich die Steine später viel leichter stapeln, sehen von der Seite aber trotzdem wie rechteckige Ziegel aus.

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Bei den Säulen habe ich dagegen von Anfang an eine bequemere – und vor allem eine hier benötigte stabilere – Bauweise gewählt:
So besteht jede Säulen-Etage nur aus zwei Steinen (einfach die 2,5cm Steine irgendwo nahe der Mitte halbiert), die dann bei jedem Stockwerk eine 90°-Drehung verpasst bekamen.

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3. Leiming the Mauer

Schließlich ging es an den „Zusammenbau“ der Mauern. Um nicht immer wieder neu zu messen bzw. mich zu vertun/schräg zu kleben, hatte ich mir eine schienenartige Formvorlage (für 1x 20cm, 2x 15cm und 1x 10cm lange Wandteile) aus Styrodur gebastelt:

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Diese wurde dann reihenweise mit Steinen gleicher Stärke gefüllt, anschließend kam Holzleim drauf und die nächste Steinreihe. Dank der provisorischen Führungsschiene und ihrer stützenden Funktion waren auch eingefallene Wandbereiche oder Nischen so leicht hinzubekommen.

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Das Kleben ging eigentlich jedesmal ziemlich flott – bis mein Steinvorrat mal wieder aufgebraucht war:
Natürlich habe ich mir immer ein paar große Portionen Steine zurecht geschnitten, jedesmal sechs 0,4l Plastikbecher randvoll mit 6, 7 bzw. 8mm Wand- bzw. Pfeilersteinen. Solch eine Ladung reichte für ungefähr acht Wandsegmente ( = 2 gefüllte Schienen).

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Hinweis:
Die Eckpfeiler wurden erst nachdem alles fertig war mit den Wänden verleimt, sonst hätte ich keine H-Form hinbekommen (siehe Bild).

4. Haltlose Türen

Statt selbstgezimmerter Türen wollte ich diesmal auf die „Dungeon Saga“-Exemplare von Mantic zurückgreifen, die ich mir irgendwann mal besorgt hatte.

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Um diese habe ich dann einfach die Mauern herum gebaut (da Leim auf Plastik nicht hält, waren schlampige Kleckse auch kein Drama) und später die aufliegende Wand einfach abgezogen:
So können geschlossene Türen problemlos „geöffnet“ werden – wunderbar 🙂

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5. Details

Die Monotonie aus Schneiden und Kleben versüßte ich mir mit einigen Details (außerdem muss man geleimte Steine auch ab und an mal etwas antrocknen lassen).

Eingefallene Mauern, Nischen und gebogene Vertiefungen entstanden aus halbierten Steinen (quasi richtige Ziegel jetzt), später verpasste ich den Bruchstellen mit etwas Milliput noch „Bases“ für Schuttstellen aus Vogelsand.

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Aus Styrodur „schnitzte“ ich Bretterbohlen, die ich hier und da an bereits fertige Wandsegmente klebte.

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Auch dieses eingefallene Regal besteht aus einfachem Hartschaum.

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Hier und da habe ich dann auch noch Stoffreste verwendet.
Zuerst wurden sie mit einer Schere auf alt getrimmt, dann mit Leim „aufgehangen“ und schließlich mit Leimwasser eingestrichen.

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Immer wenn was fertig war oder Leim trocknen musste, wandte ich mich wieder meinem Heißdrahtschneider bzw. den sechs Plastikbechern zu.

6. Wandmalerei

Nach genau einer Woche „stumpfer“ Schneide- und Klebearbeit fiel mir auf, dass ich inzwischen schon mehr als genug Wandsegmente beisammen hatte – Zeit für die Bemalung!

Ein ganzer Hobbynachmittag ging (mal wieder) für die Grundierung drauf – 2/4 schwarze Abtönfarbe plus 1/4 Wasser sowie 1/4 Holzleim wurden angerührt und dann alle 60 Elemente eingefärbt (die Türen hab ich allerdings mit Spray grundiert).

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Durch den Leimanteil in dem Gemisch ziehen sich die Trocknungszeiten und für das anschließende „Abstellen“ frisch bepinselter Teile kann man auch nicht alles auf einmal in Farbe tauchen, was den zeitlichen Aufwand einfach mal verdoppelt.

Hinzu kam noch das „Ritzenausbessern“ mit einem feinen Pinsel – durch die Einzelsteinkonstruktion gibt es immer wieder Nischen, Schlitze und Freiräume, wo noch immer Styrodur hell aufblitzt, was man aber im noch nassen Zustand bei Nicht-Tageslicht so gut wie gar nicht ausmachen kann.

Doch genug gejammert – irgendwann wurde ich halt fertig.
Anschließend kam die eigentliche Grundfarbe – ein Anthrazid aus 1/3 schwarzer und 2/3 weisser Abtönfarbe.

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Danach gab es etwas Weiss zum Grundton dazu und es wurde trockengebürstet. Da ich nebenbei zur akustischen Beschallung ein YouTube-Video am Laufen hatte, hatte ich eine Zeitmessung – ganze 2h hat das erste Trockenbürsten gedauert…
…2 Stunden….
…für’s bloße Trockenbürsten..!
WTF?!

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Naja, der zweite Durchgang mit einem abermals aufgehellten Grundton dauerte dann nur noch ’ne halbe Stunde – drauf geschissen letztendlich.

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Nach dem zweiten Trockenbürsten beschloss ich: Enough is enough.
Reicht’s auch irgendwann einfach mal.

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Schließlich verdünnte ich noch ein braunes und ein schwarzes Wash, um mit ihnen einzelne Steine zur optischen Auflockerung etwas einzufärben.

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Tja, soviel dazu.

7. Letzte Schliffe

Schließlich mussten noch die Mantic-Türen und die diversen Details angemalt werden, aber das waren im Vergleich zur Vorarbeit nur noch Peanuts.

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Und schließlich war ich fertig mit dem ganzen Zeug 🙂

Fazit und Empfehlung

Insgesamt habe ich 10 Tage an diesem Dungeon gearbeitet, darunter zwei Wochenenden, an denen ich zwar nicht 24 Nonstop durchgeackert habe, aber einfach mehr Zeit hatte als an normalen Werktagen. Dank Styrodurspende und Zugriff auf vorhande Leim- und Farbvorräte habe ich gefühlt keinen Cent für dieses Projekt ausgeben.
Und es ging echt fix!

Ich habe ja nicht Non-Stop die Nächte durchgeackert, sondern nebenbei immer noch was anderes gemacht und alles einfach mal stehen lassen. Und dann nach nur einer Woche hatte ich die Schiene 12x gefüllt.

Und bei dem Ergebnis – kann ich nur jedem Interessierten empfehlen, ist alles nicht so wild.
Wechselt einfach immer etwas zwischen Schneiden, Kleben und Verzieren – das ist abwechslungsreicher und ihr habt ständig neue Ergebnisse, das pusht ganz gut.
Und haltet bloß Ordnung (Stichwort: Plastikbecher)!

Dann ist das alles ganz easy.

Ein lezte Warnung aber trotzdem noch an Nachbauer:
Laut meiner Hochrechnung habe ich über 4224 Steine verballert – ohne Styrodurschneider wird das ’ne ganz andere Kiste, es sei denn, man hat Hunderte von Cutterklingen parat und die Geduld eines Findlings.

Wobei – man weiss ja nie 😉

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2 Antworten zu Making of My biggest Dungeon

  1. FirstGuardian sagt:

    Hi, sehr schöne Idee und Beschreibung für ein modulares Dungeon. Ich suche die letzte Zeit auch verstärkt für ein Bau-System für meine Pathfinderrunde. Da soll es zudem möglich sein, die vorgegebenen Dungeons nachzubilden.
    Irgendwie habe ich da noch kein geeignete System gefunden, was mir richtig gefällt. Aber das mit den verstärkten Ecken ist so die Richtung in die ich auch gehen wollte. Die Verbindungen von Wänden, besonder bei T-Punkten ist da immer so ne Sache.
    Vielen herzlichen Dank aber an der Stelle schon mal für das tolle Tutorial. Ich werde mir erlaube da das eine oder andere mitzunehmen, wenns recht ist 🙂

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