Das Thema Wasser ist im Geländebau immer eine etwas knifflige Angelegenheit – es gibt eine Vielzahl von maßlos überteuerten, stinkenden, unbefriedigenden Produkten, speziell die für den Modellbau entwickelten Sachen glänzen da nicht wirklich.
Um genau zu sein: Alles scheiße, wenn Ihr mich fragt.
Epoxidharz ist imho einfach die beste Wahl – es ist um Meilen günstiger als irgendwelche angeblichen Pro-Produkte von Noch, Faller & Co und sieht dabei auch noch um Längen besser aus.
Leider lohnt die Verwendung eigentlich nur auf einer großen Geländeplatte – wenn man nur ein paar modulare Flußmodule haben will, hat das schon eher was von Kanonen, die auf Spatzen schießen.
Klar – gehen würde es auch auf jeden Fall mit Epoxidharz, doch überfließende Ränder und eine „mickrige“ 100ml Anmischung des literweise vertriebenen Zeugs ist da imho einfach zu viel Aufwand.
Doch es gibt noch eine andere, äußerst preisgünstige Alternative, die tolle Ergebnisse zaubert, ohne in eine arbeitsintensive Sauerei auszuarten:
Transparentes Dichtungsmittel auf Kautschukbasis.
Das Zeug wird zum Abdichten verwendet und kann in jedem Bauhaus für ein paar Euronen erworben werden (ich schlug bei ebay zu und zahlte inklusive Versand keine 8€, wobei mir von der Menge auch die Hälfte locker gereicht hätte).
Base und Topographie
Als Base habe ich 3mm starkes MDF für die Flußläufe verwendet, was ein stabiles Fundament bildet.
Ursprünglich wollte ich eigentlich stinknormales Malervlies verwenden, doch hätte ich dann auf eine erhöhte Uferböschung verzichten müssen, da ich diese nicht flexibel genug für den weichen Untergrund hinbekommen hätte. Wer jedoch sagt, er braucht keine Uferböschung, das kann ruhig alles flach sein, kann natürlich auch zu Malervlies oder einem anderen Stoff greifen.
Zurück aber zu meinen MDF-Bases.
Ich habe mir drei Stücke (1 x 60cm lang, 2 x 30 cm lang) zurecht geschnitten und an den Kanten sauber abgeschliffen.
Wichtig dabei: An den Enden sind alle Segmente gleich breit, damit sie später nahtlos aneinandergelegt werden können.
Wer sich fragt, warum ich mir keine richtigen Kurven gemacht habe:
Faulheit.
Dieses MDF-Geschneide nervt.
Außerdem wollte ich erstmal sehen, ob das ganze Unternehmen überhaupt mir am Ende gefällt.
Weiter im Takt.
Als Nächstes habe ich mit Heißkleber, Leim und kleinen Steinen eine grobe Uferböschung auf die MDF-Segmente „modelliert“.
Anschließend wurden 1½ klassische Gipsverbände zweckentfremdet und damit alles abgedeckt.
Jetzt hatte ich einen „organischeren“ Uferbereich, der gleichzeitig das MDF versiegelte und starr in Form hielt.
Bodenbelag und Farbe
Danach folgte erstmal das übliche Prozedere der Besandung:
Nach dem Einleimen der gesamten Oberflächen gab es hier ein paar Steine, dort ein paar Uferkiesel und schließlich noch jede Menge Sand.
Nachdem alles ordentlich durchgetrocknet war, kam Farbe ins Spiel.
Nach einer ersten Farbversiegelung mit grauem Spray (nochmal für den Sand) wurden die Abtönfarben ausgepackt – teure Acrylfarben sind für mich beim Geländebau verschwenderischer Quatsch.
Bei den Farben habe ich nicht geknausert, ganz im Gegenteil:
Da ich per Wetblending für homogene Farbverläufe sorgen wollte, konnte ich da nicht per Trockenbürsttechnik vorgehen.
Also kam ein dunkles Grau in die Flußmitte, anschließend matschte ich die Ufer mit Sandgelb voll. Danach kam Blau dazwischen, alles schön ineinander verschmierend und schlielich wurde auch noch das „trockene“ Ufer mit Grün und Braun eingefärbt. Fertig.
Nach knapp 2h war die Farbmatsche schließlich gänzlich trocken – also endlich ran an den Wassereffekt…
Wasser marsch!
Das ist das Wundermittelchen.
Viel gibt es dazu eigentlich gar nicht zu sagen, da die Anwendung wirklich super simpel ist.
Ich habe die zähflüssige, glasklare Substanz in dünnen Streifen erstmal im Flußbett verteilt und anschließend in Ruhe (das Zeug braucht locker 24h, um fest zu werden, also alles ganz entspannt angehen) mit dem Finger verrieben.
Wichtig hierbei: Unbedingt Gummihanschuhe tragen, denn das Zeug klebt wie Honig und schnell schmaddert man alles voll.
Nachdem die durchsichtige Paste an den gewünschten Stellen verteilt war (1 bis vielleicht 2mm dick, mehr war gar nicht nötig), habe ich die Wasseroberfläche noch mit einer zusammengeknüllten Plastikfolie abgetupft, um die Fingerschmierspuren gegen getupfte Strömungsschnellen auszutauschen.
Mehr war es nicht – hat keine 5 Minuten gedauert.
Jetzt musste das Zeug aber erstmal gut durchtrocknen, bevor ich an die Uferbegrünung gehen konnte (sonst würde irgendwelcher Beflockungsstaub sicher irgendwo auf den Geleefluss rieseln und darauf kleben bleiben).
Abschließende Begrünung
Schließlich wurde der Leim gezückt, kleine Büsche (Cluster Foliage und Army Painter Tufts) gepflanzt, unsaubere Stellen mit Ufergrün kaschschiert und alles mit meinem selbstgemachten Flock begrünt.
Ich muss sagen, ich bin ziemlich zufrieden mit diesem Wassereffekt:
Er ist äußerst günstig, geht relativ schnell und problemlos von der Hand, macht nicht wirklich eine Sauerei (remember the Handschuhe) und sieht imho auch noch recht ansprechend aus.
Auf den starren Bildern kommen die Reflexionen auf der Wasseroberfläche natürlich nicht so gut rüber, als wenn man den Fluss direkt vor sich hat, daher habe ich etwas öfters den Auslöser betätigt 😉 – viel Spaß noch damit.
Ich glaube das Dichtmittel heißt sonst „Sanitärsilikon“ oder einfach „Dichtsilikon“, oder?
Jip, ich wusste auch nicht so recht, welchen Begriff ich am besten wählen soll.